In Videokonferenzen „gut rüberkommen“: 5 sofort umsetzbare Tipps

04.06.2020 | Christiane Köferl

Seit zig Wochen gibt es Videokonferenzen. Alle sind auf einer Ebene, es gibt keine Hierarchien mehr. „Gut rüberkommen“ muss man in viel kürzerer Zeit schaffen, in Zeiten von unsicheren Arbeitsplätzen doppelt wichtig! Da ich in jeder Konferenz Negativbeispiele sehe, teile ich mit Ihnen 5 praxisnahe Tipps, mit denen Sie Videokonferenzen positiv für sich nutzen.

Videokonferenz auf Bildschirm mit mehreren Teilnehmern

Kurzer Überblick – diese 5 optischen Punkte sollten Sie in Videokonferenzen beachten:

  • Kamera: Was ist die richtige Position?
  • Ausleuchtung: Wie setzen Sie sich ins rechte Licht?
  • Hintergrund: Was soll hinter Ihnen zu sehen sein?
  • Kleidung & Farben: Was tragen Sie, um kompetent auszusehen?
  • Make-Up & Accessoires: Was sollten Sie hier beachten? 

1. Kamera: Was ist die richtige Position?

Ihr „Online-Auftritt“ entscheidet, wie Sie wahrgenommen werden:

Positionieren Sie Ihre Augen auf Kamerahöhe

Ist die Kamera zu tief, haben Sie Schatten im Gesicht und ein Doppelkinn. Ist sie zu hoch, sieht man Ihre Nasenlöcher und ein erhobenes Kinn wirkt schnell arrogant.

Sitzen Sie in der Bildmitte

Mit gleichem Abstand zu rechtem und linkem Bildrand. Wenn Sie Ihre Hände rechts und links ausstrecken, sollte es so aussehen, als würden Sie den Rand berühren.

Ihr Bildschirm ist etwa eine Armlänge entfernt

Das variiert je nach Kamera und Videochat Tool. Immer gut ist das Verhältnis 2:3 oder 3:5 (Goldener Schnitt): Ihre Augenpartie befindet sich 1/3 bis 2/5 vom oberen Bildrand entfernt und 2/3 bis 3/5 vom unteren Bildrand. Zwischen Haaren und oberem Bildrand ist noch Platz, Sie stoßen nicht am Bildrand oben an.

Als Brillenträger suchen Sie sich die Position, in der Ihre Brillengläser nicht spiegeln

Bei einer Gleitsicht- oder Arbeitsplatzbrille natürlich die Position, in der Sie den Bildschirm auch lesen können 🙂 Achten Sie auch darauf, dass Ihre Augen zu sehen sind und nicht vom oberen Rand des Brillengestells verdeckt werden. Ihnen in die Augen schauen zu können ist wichtig.

Selbst Politiker sind keine Profis:

Beachten Sie: Die Schwierigkeit bei Videokonferenzen ist, dass Körpersprache und andere Signale weniger wahrgenommen werden, das erschwert Vertrauen aufzubauen. Um so wichtiger ist Blickkontakt. Das erreichen Sie aber nur, wenn Sie auf die Kamera und nicht auf den Bildschirm schauen.

PRAKTISCHE TIPPS

  • Laptop oder Bildschirm auf einen passenden Karton, Bücherstapel oder Kasten stellen. Diesen stets griffbereit halten für den schnellen „Umbau“. Oder mit dem Bügelbrett den richtigen Platz suchen.
  • Ziehen Sie sich bei Präsentationen die Leiste der Teilnehmer unterhalb der Kamera, nicht seitlich. So geht Ihr Blick von selbst mehrheitlich nach oben.
  • Kleben Sie sich ein Bild Ihrer Lieben oder Ähnliches hinter Ihre Kamera. Es zieht Ihren Blick an und Sie lächeln automatisch öfter. Gerade Lächeln lässt Sie ohne großen Aufwand sehr sympathisch wirken.

2. Ausleuchtung: Wie setzen Sie sich ins rechte Licht?

Ihr Gesicht soll gut erkennbar sein. Am besten ist von vorne kommendes (Tages)licht. Jedoch nicht zu stark, Ihre Mimik muss immer erkennbar sein. Also nicht vor dem Fenster sitzen, sondern gegenüber, sonst sind Sie nur als Silhouette erkennbar. Licht von oben oder unten wirft Schatten und Augenringe, das ist unvorteilhaft und wenig vertrauensvoll.

Je nach Tages- und Jahreszeit kann jedoch die Sonne blenden. Deshalb besser auf gleichbleibendes Kunstlicht setzen, wie Ihr Deckenlicht, wenn es ausreichend hell ist, ein Halogenstrahler aus dem Baumarkt oder ein selbststehendes Ring-Licht (ca. 30 € im Elektromarkt).

PRAKTISCHER TIPP EINER SCHAUSPIELERIN

LED-Schminkleuchte (3 verschiedene Helligkeitsstufen, silberfarben ab 15 €): Diese schmale, dimmbare Tageslicht-Kosmetikleuchte (Ø ca. 2 Cent Stück) kann mit Saugnäpfen am Spiegel als besseres Schminklicht befestigt werden. Beim Onlinemeeting einfach in den Knick vom Laptop legen. (Zum Beispiel von BayWa)

3. Hintergrund: Was soll hinter Ihnen zu sehen sein?

Eine Konferenz ist ein geschäftlicher Termin in privatem Raum. Die Umgebung, in der Sie sitzen, sagt etwas über Sie aus, ob Sie das möchten oder nicht – und lenkt gegebenenfalls ab. Was ist das für ein Bild? Was steht da an der Tafel? Welche Bücher stehen da im Schrank…?

Richten Sie sich einen guten Chat-Platz ein. Wählen Sie einen neutralen Hintergrund, frei von Ablenkungen. Achten Sie auf eine aufgeräumte Umgebung in Ihrem Bildausschnitt oder drehen Sie den Bildschirm so, dass man das Chaos nicht sieht. Statt prall gefülltem Bücherregal und ablenkenden Details lieber die weiße Wand als ruhigen Hintergrund wählen.

PRAKTISCHE TIPPS

  • Bei der Videokonferenz einfach die Kamera ausschalten? Wären Sie im Büro, wären Sie auch zu sehen! Nur wer sichtbar ist, macht auf sich aufmerksam und wird wahr genommen. Nutzen Sie, dass alle beim Onlinemeeting auf gleicher Ebene sind, es gibt keine Hierarchien. Zeigen Sie sich. Sammeln Sie einfache Sympathiepunkte.
  • Vermeiden Sie virtuelle Hintergründe, die man in manchen Chats einstellen kann. Sie wirken nicht professionell und verzerren sich oft durch die Bewegung der Menschen davor. Das lenkt von Ihren Aussagen ab. Sie erhalten keine 100%ige Aufmerksamkeit.

4. Kleidung & Farben: Was tragen Sie, um kompetent auszusehen?

Sie können mit Kleidung nicht nicht kommunizieren. Kleidung sagt immer etwas über uns aus – so oder so. Sie sendet Botschaften oder soll einen bestimmten Eindruck erzielen.

Wie zum Beispiel bei Melania Trump oder Marc Zuckerberg:

Melania Trump trug 2018 beim Besuch eines Heims für Migrantenkinder an der Grenze zu Mexiko einen Parka mit der Rückenaufschrift „Es ist mir wirklich egal. Und Dir?“.

Marc Zuckerberg sieht man nur in Jeans und grauen T-Shirts. Doch als er 2018 vor dem amerikanischen Kongress Rede und Antwort stehen musste zu Datenmissbrauch – erschien er im Anzug.

Ihr Aussehen entscheidet, wie andere Sie wahrnehmen

Das ist online nichts anderes als offline. Auch wenn Sie nur am Bildschirm zu sehen sind – zeigen Sie sich wie im richtigen Leben! Wählen Sie ein seriöses Outfit. Ziehen Sie sich komplett an.

Vermeiden Sie Business-Style oben und Freizeitlook unten

Denn was ist, wenn der Paketbote Sturm klingelt und Sie zur Tür müssen? Sie während des Meetings schnell etwas holen. Nur kurz aufstehen, um etwas oberhalb von Ihrem Schreibtisch zu suchen?

Farben werden im Zusammenhang mit dem Hintergrund gesehen

  • Schwarz schluckt Licht, während weiß bei hellem Hintergrund Sie unsichtbar macht.
  • Pastelltöne und Ihr Hautfarbton können Sie sehr blass wirken lassen.
  • Achten Sie auf leichten Kontrast zu Ihrem Hintergrund, um sich abzuheben.
  • Bei dunklem Hintergrund eher heller anziehen, bei hellem Hintergrund etwas dunkler.
  • Wiederholen Sie Ihre persönliche Kontrastebene – also das Hell-Dunkel-Verhältnis Ihrer Haut-, Augen- und Haarfarbe.
  • Augen- und Haarfarbe sind meist eine gute Wahl.
  • Tragen Sie Farben, die Ihnen schmeicheln.

Passform und Muster gekonnt einsetzen

  • Achten Sie auf guten Sitz – schlechte Passform wird auf dem Bildschirm vergrößert!
  • Wählen Sie Ausschnitte, die Ihre Kiefer-Kinn-Linie widerspiegeln.
  • Tragen Sie Muster, die harmonisch zu Ihren Gesichtslinien sind – meist sieht uni besser aus.
  • Vermeiden Sie auffällige Kleidung oder Muster, die von Ihrem Gesicht ablenken.
  • Vermeiden Sie kleine Karos und kleine geometrische Muster, die im Bild verschwimmen.

Machen Sie sich selbst ein Bild, wie sehr Muster vom Gesicht ablenken können:

Kompetent, formell oder leger wirken

Wählen Sie Kleidungsfarben und Kontraste danach, was Sie vermitteln wollen. Mehr Kompetenz erreichen Sie, wenn Sie

  • Kragen tragen – also Bluse mit Kragen, Jacke mit Kragen, auch Kapuzen- statt Sweatshirt.
  • Lagen tragen – Blazer anziehen, Schal über Shirt tragen, Strickjacke überziehen.
  • Kontraste tragen – also Ihre persönlich hellste und dunkelste Farbe in Kombination. Zum Beispiel bei dunklen Haaren und heller Haut: zur hellen Bluse eine dunkle Kette tragen. Oder zum dunklen Blazer ein helleres Shirt.
  • Straßenschuhe anziehen – klingt seltsam, aber probieren Sie es aus. Ihr unterbewusstes „Körperbewusstsein“ gibt Ihnen eine andere Körperspannung und Präsenz.

Positives Beispiel für Lagen, Kontrast, Kameraposition, Ausleuchtung und Bildschirmabstand:

5. Make-Up und Accessoires: Was sollten Sie hier beachten? 

Sie werden online nicht so klar wahrgenommen wie in Realität. Deshalb:

  • Betonen Sie Augen, Augenbrauen und Lippen – sofern Sie das im realen Leben auch tun!
  • Schminken Sie sich etwas intensiver – nicht angemalt, aber ausdrucksstärker.
  • Vermeiden Sie Lipgloss und hochglänzende Lidschatten und Puder.
  • Pudern Sie dort, wo Sie glänzen könnten – auch Männer sollten sich abpudern!
  • Achten Sie auf gut sitzende und gepflegte Haare.
  • Putzen Sie Ihre Brille, achten Sie darauf, dass sie nicht blendet und nicht getönt ist.
  • Vermeiden Sie ablenkende Ohrringe, Ringe, Ketten, Krawatten, Tücher.
  • Vermeiden Sie klimpernde Armbänder oder ähnliches.

Nutzen Sie die Chancen, die Online Meetings bieten

Online Meetings sind anstrengend, weil Ihre Augen sich nicht wie bei einem „Live“-Gespräch von Augenhöhle auf Nasenspitze bewegen, sondern am Bildschirm stets den gleichen Abstand halten. Weil Sie Mimik, Gestik und Körpersprache schlechter wahrnehmen und Ihr Gehirn deshalb auf Hochtouren arbeitet.

Nutzen Sie dennoch die Chance, die Online Meetings auch bieten: gleichwertig wahrgenommen zu werden. Vertrauensvoll und professionell.

Viel Spaß bei Ihrer nächsten Videokonferenz – wenn Sie all Ihre Kollegen analysieren 😉

Bildquelle: Titelbild von Chris Montgomery / Unsplash